Seit Monaten ist es bei vielen Banken zu spüren. Immer mehr Kreditinstitute erheben Kontoführungsgebühren. Viele Bankkunden ärgert das. Auf der einen Seite ist es verständlich, aber auch die andere Seite sollte nicht vergessen werden. Ein Girokonto ist ein Produkt, das eigentlich gar nicht kostenlos ist, auch wenn es das über viele Jahre so war. Die Banken standen unter Druck. Die Konkurrenz groß. In Deutschland gibt es über 2.000 Banken. So zogen die meisten im Laufe der letzten Jahre nach und schafften die Kontoführungsgebühren ab.
Vor 2005 und überhaupt vor 2000 waren diese Gebühren aber eine Selbstverständlichkeit. Selbst für private Bankkonten. Teilweise wurden hohe Gebühren für Überweisungen, TAN und vielen anderen Punkten bezahlt. Um die 5 – 20 Euro bezahlte so jeder Verbraucher für sein Konto im Monat. Bei vielen Verbrauchern ist das längst in Vergessenheit geraten. Das Girokonto mit kostenlosen Kontoführungsgebühren wurde zum Standard und hat sich bei den meisten in den Kopf eingebrannt. Doch die Zeiten ändern sich wieder. Warum nun Kontoführungsgebühren erhoben werden und wann sich ein Kontowechsel rentieren kann, haben wir nachfolgend einmal zusammengefasst.
Kontoführungsgebühren – Bald wieder Realität?
Noch gibt es das kostenlose Girokonto. Doch Kontoführungsgebühren könnten bald wieder überall Realität werden.- Kostenlose Bankkonten nur noch unter bestimmten Bedingungen vorhanden sein, zum Beispiel bei regelmäßigen Gehaltseingängen. Das Girokonto und damit die Kontoführung verursachen bei den Banken hohe Gebühren. Bislang konnte das anders verrechnet werden. Doch mittlerweile erheben immer mehr Kreditinstitute Kontoführungsgebühren oder erhöhen diese.
Ein gewichtiger Grund für mögliche Kontoführungsgebühren ist die Niedrigzinspolitik in der EU. Die Europäische Zentralbank setzte am 10.03.2016 den Leitzins auf historische 0 Prozent. Bereits seit 2014 stand der Leitzins bei nur 0,05 Prozent. Bemerkbar macht sich dieser Umstand nicht nur bei den Kontoführungsgebühren, sondern auch bei den ganzen Lebensversicherern, die im Laufe der letzten Jahre den Garantiezins immer weiter senken mussten.
Als Kunde sollte man sich das wie folgt vorstellen. Die eigene Bank in Deutschland, steht in ständiger Verbindung mit der Europäischen Zentralbank (EZB). Jeden Tag kommt es nach endlosen Transaktionen zu einer Tagesbilanz bei Ihrer Bank. Befindet sich in dieser Bilanz ein Minus, leiht sich die Bank bei der EZB als Ausgleich für wenige Stunden Geld (Kredit). Über Nacht wird das Minus ausgeglichen und der Kredit bereits am nächsten Tag zurückgezahlt. Das hat früher viel Geld gekostet. Mittlerweile ist das aber ein wünschenswerter Idealzustand für die Banken.
Denn, hat Ihre Bank ein Plus erzielt bei der Tagesbilanz, legt sie diesen wieder bei der EZB über Nacht an. Das brachte früher noch einen kleinen Zins, der sich vor allem durch die hohen Summen bemerkbar macht. Durch die Niedrigzinspolitik (Leitzins 0 Prozent) hat die EZB aber nun Strafzinsen für Guthaben eingeführt. Also statt wie früher Zinsen für Guthaben zu bekommen, müssen die Banken nun für ein Plus praktisch eine Strafe bezahlen. Über einen langen Zeitraum geht das ins Geld. Ein Grund, warum viele Kreditinstitute nun dazu übergegangen sind, erneut Kontoführungsgebühren einzuführen oder dieser anzuheben.
Kontowechsel sinnvoll
Seit 2017 kann der Kontowechsel einfacher erfolgen. Grund dafür ist das neue Zahlungskontengesetz, das eine automatisierte Übernahme der Daten vom Altkonto bei einem Kontowechsel übernimmt. Damit ist zwar der Wechsel einfacher geworden, jedoch lohnt es sich nicht unbedingt, wegen höheren Kontoführungsgebühren das Girokonto zu wechseln.
Generell sollte geprüft werden, wie sich die neuen Gebühren auswirken. Kommt es zu einer festen monatlichen Gebühr oder wird diese anhand der tatsächlichen Transaktionen berechnet. Letzteres sollte einmal anhand der letzten Monate durchgerechnet werden. Sofern die neuen Kontoführungsgebühren tragbar sind, also überschaubar und Sie sonst mit Ihrer Bank zufrieden sind, lohnt ein Kontowechsel in der Regel nicht.
Beachtet werden sollte hierbei auch, dass bei aktuell kostenlosen Angeboten ebenfalls in der nächsten Zeit Kontoführungsgebühren erhoben werden könnten. Oder die kostenlosen Girokonten an gewisse Auflagen (Mindestzahlungseingang pro Monat, etc.) gebunden sein könnten. Verbraucher sollten daher sich die neuen Gebühren erst einmal in Ruhe ansehen und das Für und Wider mit einander abgleichen. Vor einem hastigen Kontowechsel hingegen raten wir zunächst ab.